Achtsame Kommunikation – wie geht das?

Man kann nicht nicht kommunizieren

Dieses Zitat geht auf Paul Watzlawick zurück und macht schnell deutlich, dass Kommunikation immer stattfindet, ob wir es nun wollen oder nicht. Selbst bei Passivität drücken wir uns aus und geben dem Gegenüber Anlass zur Interpretation unseres Verhaltens.

Schon Schulz von Thun hat mit seinem 4 Ohren-/Schnäbel-Modell herausgearbeitet, dass Kommunikation stets auf mehrere Ebenen erfolgt. Zu gern meinen wir von uns selbst,  rein sachlich zu argumentieren (Sachebene).

Die Art der Formulierung, das Verhältnis zum Gesprächspartner sowie der Kontext der Unterhaltung haben aber daneben noch zusätzlichen Einfluss auf die Appellebene, die Beziehungsebene und die Offenbarungsebene. Ein einfacher Satz, wie z.B. „Der Müll ist voll“ von der Ehefrau an den Ehemann gerichtet, kann damit als sachliche Feststellung der Situation, als Aufforderung zur Leerung, als Vorwurf an den Gegenüber als Verursacher dieses Zustandes oder aber als Hinweis darauf, dass sich die Ehefrau von diesem Zustand gestört wird, verstanden werden.

Viel Spielraum für Interpretationen!

Sich nun selbst zu hinterfragen, was möchte ich meinem Gegenüber eigentlich sagen und wie möchte ich es verstanden wissen, kann durch einen Moment der Achtsamkeit auf sich selbst bezogen oftmals gelöst werden. Insbesondere in Konfliktsituationen und bei Streit fehlt uns aber häufig diese Klarheit.

Hier bietet die Methode „Gewaltfreien Kommunikation“ (GfK) nach Marshall B. Rosenberg gute Anhaltspunkte zur Veränderung des eigenen Kommunikationsverhalten. In 4 Schritten können wir über diese Methode lernen, achtsamer mit uns selbst und in der Kommunikation mit anderen zu sein:

1. Schritt: Wertfreies Beobachten (Sachebene: Was ist gerade los? Daten-Zahlen-Fakten)

Beschränken Sie sich zunächst einmal darauf, nur zu beobachten. Bleiben Sie ruhig und konzentrieren Sie sich darauf, sich selbst, den anderen und den Konflikt oder Streit wahrzunehmen:

-> Was sehen Sie, hören Sie, was kommt bei Ihnen wie an? Was, glauben Sie, ist gerade passiert?

Vermeiden Sie sämtliche Pauschalurteile, Abwertungen und Beschimpfungen. Es geht nur um die Tatsachen, das Verhalten, die gesprochenen Worte

2. Schritt: Nehmen Sie Ihre Gefühle wahr und benennen Sie sie (Wie geht es mir damit? Was spüre ich in diesem Augenblick?)

Hören Sie in sich hinein. Mit welchen Gefühlen reagieren Sie auf das, was gerade passiert ist? Welche Gefühle hat das Verhalten des anderen in Ihnen ausgelöst?

-> Sind Sie vielleicht wütend oder frustriert? Macht Ihnen die Situation Angst? Waren Sie angespannt oder haben sich Sorgen gemacht und entladen sich diese Sorgen jetzt in vorwurfsvollem Streit? Fühlen Sie sich schuldig und reagieren deshalb aggressiv gegenüber dem anderen, der Ihnen – Ihrer Meinung nach – diese Schuldgefühle „eingebrockt“ hat? Hatten Sie andere Erwartungen an die Situation? Fühlen Sie sich enttäuscht?

3. Schritt: Erkennen Sie Ihre Bedürfnisse (Warum geht es mir so? Was steckt dahinter?)

Warum ist der Blick auf die eigenen Bedürfnisse so wichtig? Sie sind unsere Antreiber im Alltag wie Rosenberg sagte:

Alles, was ein Mensch jemals tut (oder lässt), ist ein Versuch, sich mindestens ein Bedürfnis zu erfüllen

Sind die Bedürfnisse, die uns im Moment wichtig sind, erfüllt, empfinden wir Gefühle wie:
erfreut, kraftvoll, begeistert, dankbar, lebendig, motiviert, entspannt, verliebt, zuversichtlich …

Ist hingegen ein uns momentan wichtiges Bedürfnis nicht erfüllt, sind wir z. B.
besorgt, ängstlich, angespannt, genervt, frustriert, verwirrt, überlastet, unzufrieden, sauer, ratlos

-> Warum ist mir das gerade so wichtig? Warum bringt mich das auf die Palme? Was ist bei mir los? Welches nicht berücksichtigte Bedürfnis zeigt sich da gerade? Welche Erwartung hatten Sie an den anderen? Welche wurde nicht erfüllt?

4. Schritt: Bitten Sie den anderen um die Erfüllung dieser Bedürfnisse (Was will ich von Dir?)

Formulieren Sie dem anderen gegenüber Ihre Bedürfnisse positiv und bitten Sie ihn darum, diese zu erfüllen. Sollte Ihr Gegenüber dazu nicht in der Lage sein oder es nicht wollen, versuchen Sie, sich in ihn einzufühlen und herauszufinden / zu verstehen, warum er das nicht kann oder will.

-> Was brauche ich jetzt? Welches Angebot kann ich machen, um die Situation gut aufzulösen ohne meine Bedürfnisse zu vernachlässigen? Welches konkrete Verhalten von meinem Gegenüber erwarte ist jetzt?


Mit etwas Übung kann diese Methode wunderbar deeskalierend in schwierigen Gesprächssituationen wirken. Der Gesprächspartner reagiert in der Regel direkt auf die Veränderung des Kommunikationsverhaltens und signalisiert in den meisten Fällen Verhandlungsbereitschaft. Und das ist doch eine gute Ausgangslage, um gemeinsamen den weiteren Lösungsweg zu verfolgen.

Bei Fragen zur Achtsamen Kommunikation sprechen Sie mich gern an.
Ich biete hierzu Workshops und Seminare sowie Einzelcoachings an, so kann wertvolle Methode schnellstmöglich für das das individuelle Kommunikationsverhalten erlernt werden.